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Empirische Studie macht auf Normalisierungseffekte sexuellen Kindesmissbrauchs in Darknet-Stories aufmerksam

In einer Studie untersuchte das Autor:innenteam Prof. Dr. Uwe Krähnke, Prof. Dr. Robert Lehmann, M. Sc. Lilian Hurst und M.Sc. Judith Schuman von der Medical School Berlin gemeinsam mit Dr. Salla Hikuri (Finnish Ministry of the Interior) sowie Dr. Julia Bussweiler (Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bei der Generalstaatsanwaltschaft, Frankfurt am Main) ein sogenanntes „Girl Lover“-Forum“. Im Fokus der Untersuchung standen textbasierte Stories, die in diesem Darknet-Forum verbreitet wurden.

Der vorliegende Beitrag zeigt erstmals auf, inwieweit solche Texte sexualisierte Gewalt gegen Kinder thematisieren. Anhand einer inhaltlich-formalen Analyse konnte nachgewiesen werden, dass in diesen Stories nicht nur sexualisierte Darstellungen von Kindern vorkommen, sondern auch Beschreibungen von schwerem sexuellem Missbrauch. Darüber hinaus enthielten die untersuchten Stories Vorstellungen darüber, wie Kinder sexuelle Handlungen erleben. Hier sind kognitive Verzerrungen unverkennbar – insbesondere falsche Annahmen über ein Interesse von Kindern an sexuellen Handlungen mit Erwachsenen und deren körperliche Reaktionen sowie über dem Einvernehmen von sexuellem Missbrauch an Kindern.

Obwohl solche Texte im Gegensatz zu wirklichkeitsnahen fotografischen und videografischen Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland nicht strafbar sind, wird das Risiko darin gesehen, so das Fazit der Untersuchung, dass durch ihren Konsum die Fantasie von Erwachsenen mit pädophilen Neigungen zu sexualisierter Gewalt an Kindern angeregt und ein verzerrtes Normalitätsempfinden für ein entsprechendes Verhalten gestärkt werden kann.

Publikation:

Krähnke, Uwe / Hurst , Lilian / Schumann, Judith / Huikuri, Salla / Bussweiler, Julia / Lehmann, Robert: Sexueller Kindesmissbrauch im Darknet: Sexualisierung von Kindern in textbasierten Stories aus einem „Girl-Lover“-Forum. In: Forensische Psychiatrie Psychologie Kriminologie. 6/2023.

https://doi.org/10.1007/s11757-023-00791-7

Wissenschaftliche Ansprechpersonen:

Prof. Dr. habil. Uwe Krähnke
Mail: uwe.kraehnke(at)medicalschool-berlin.de 
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Prof. Dr. Robert Lehmann
Mail: robert.lehmann(at)medicalschool-berlin.de 
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