Datum: 26.04.2024
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„PANAMA – Psychotherapie aus der Innensicht alter und sehr alter Menschen“ – neues Drittmittelprojekt

Wie erleben Patient:innen im hohen und höchsten Lebensalter den psychotherapeutischen Prozess, und inwiefern profitieren sie ihrem Erleben nach von Psychotherapie?

Dieser Forschungsfrage widmet sich ein neues Forschungsprojekt an der MSB Medical School Berlin unter der Leitung von Professorin Eva-Marie Kessler. Die Studie „PANAMA – Psychotherapie aus der Innensicht alter und sehr alter Menschen“ setzt daran an, dass es im Forschungsfeld ‚Psychotherapie im Alter‘ in den letzten Jahrzehnten zwar bedeutsame Erkenntnisfortschritte gegeben hat. Allerdings existieren weiterhin erhebliche Defizite in der Entwicklung bedürfnis- und bedarfsgerechter, effektiver Psychotherapieansätze für alte und vor allem sehr alte Menschen. Dies ist besonders problematisch, weil älteren Patient:innen in diskriminierender Weise deutlich seltener als Jüngeren Versorgungsangebote im Bereich der psychischen Gesundheit gemacht werden; gleichzeitig fällt allerdings auch ihre aktive Nachfrage nach Psychotherapie geringer aus.

„Qualitative Forschung kann einen Einblick in Psychotherapie aus Sicht von Patient:innen generieren“, sagt Eva-Marie Kessler. In der Studie sollen leitfadengestützte Interviews mit einer heterogenen Gruppe von Patient:innen zwischen 65 und 95 Jahren durchgeführt werden, die innerhalb der vorangegangenen Monate Erfahrungen mit ambulanter Psychotherapie gemacht haben. „Wir betrachten damit alte Menschen nicht nur als „Empfänger:innen“ einer Behandlung, sondern als aktive Teilnehmer:innen mit idiosynkratrischen Erfahrungen von Therapieprozessen und -dynamiken“. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag dazu leisten, dass in Zukunft personalisierte Psychotherapieprogramme entwickelt werden können, die stärker als bisher in Übereinstimmung mit den individuellen Entwicklungszielen und Präferenzen älterer Menschen stehen, und sie damit zu aktive ‚Kollaborateur:innen‘ im therapeutischen Setting machen.

Es ist bekannt, dass die Kombination aus Angst vor Stigmatisierung, Unkenntnis sowie der Überzeugung, als alter Mensch keine Unterstützung mehr verdient zu haben, dazu führt, dass ältere Menschen häufig nicht aktiv nach einer psychotherapeutischen Behandlung suchen. Die Erkenntnisse aus PANAMA sollen daher am Projektende der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden und alte und sehr alte Menschen, ihre sozialen Bezugspersonen und Gesundheitsakteur:innen für die Inanspruchnahme psychologischer Hilfen im Alter zu ermutigen. Unter anderem ist eine Publikation geplant, in der ein Einblick in die Narrative der Teilnehmer:innen gegeben wird.

Projektleiterin: Prof. Dr. habil. Eva-Marie Kessler (Professur Gerontopsychologie)
Projektstart: Herbst 2023; Laufzeit 3 Jahre
Projektpartner: Prof. Dr. habil. Uwe Krähnke (Professur Qualitative Forschungsmethoden), Prof. Dr. Reinhard Lindner (Professor für Theorie, Empirie und Methoden der Sozialen Therapie, Universität Kassel)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Irene Fechau
Drittmittelgeber: Josef und Luise Kraft-Stiftung

Derzeit suchen wir deutschlandweit Proband:innen für die Studie => Mehr Infos hier.


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