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Zur Rolle von emotionsbezogener Aufmerksamkeit bei Depressionen: Neue Publikation mit Prof. Dr. Benedikt Reuter

Der gerade in der Zeitschrift Behaviour Research and Therapy (BRAT) erschienene Artikel beschreibt eine wissenschaftliche Studie, in der emotionsbezogene Aufmerksamkeitsprozesse bei Menschen, die schon einmal eine depressive Episode erlebt haben, mit denen bei Menschen, die bisher niemals depressiv waren, verglichen wurden. Aus früherer Forschung ist bekannt, dass Menschen mit akuten Depressionen ihre Aufmerksamkeit weniger gut von negativen Inhalten – insbesondere traurigen Gesichtern – lösen können als nicht-depressive Personen. Dabei ist bislang nicht vollständig geklärt, ob dieses Phänomen vor allem eine Begleiterscheinung oder eine Folge der depressiven Symptomatik ist oder ob es bei Menschen mit einer Veranlagung zur Depression auch außerhalb depressiver Phasen auftritt.

Die aktuelle Studie fand keine Hinweise darauf, dass Menschen mit depressiven Störungen auch in gesunden Phasen eine Neigung zur langsameren Loslösung von traurigen Gesichtern zeigen. Jedoch zeigte sich, dass diese Gruppe ihre Aufmerksamkeit weniger schnell von Ekel ausdrückenden Gesichtern löst als niemals depressive Vergleichspersonen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Neigung zur schnellen Abwendung von sozial distanzierenden Inhalten wie ekelausdrückenden Gesichtern ein Schutzfaktor in Bezug auf die Entwicklung von depressiven Störungen sein kann. Wenn diese Annahme in weiteren Studien bestätigt werden kann, lassen sich daraus Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung von psychologischen Präventions- und Behandlungsansätzen ableiten.

Von Koch, L., Kathmann, N, & Reuter, B. (2023). Lack of speeded disengagement from facial expressions of disgust in remitted major depressive disorder: Evidence from an eye-movement study. Behaviour Research and Therapy, 160:104231. doi: 10.1016/j.brat.2022.104231


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