Datum: 20.04.2024
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Ringvorlesung am 21.10. zur Verbindung von Trauma und Epigenetik

Traumatische Erlebnisse, wie Krieg und Gewalt, aber auch Umweltverschmutzung, ein ungesunder Lebensstil oder Medikamentenmissbrauch – all diese Faktoren können das Leben von Menschen nachhaltig verändern und zwar nicht nur in der eigenen Lebensspanne sondern scheinbar auch über mehrere Generationen hinweg. Zum Auftakt der Ringvorlesungen im Wintersemester 2021/22, organisiert im Hochschulverbund von MSB Medical School Berlin, HMU Health and Medical University und MSH Medical School Hamburg, nahmen über 150 Interessierte am englischsprachigen Vortrag von Prof. Dr. Isabelle Mansuy zum Thema »How life experiences leave traces in descendants: Epigenetic mechanisms in the germline« teil.

Isabelle Mansuy ist Professorin für Neuroepigenetik an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und am Institut für Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich tätig. Sie wurde als Neurobiologin ausgebildet und forschte 20 Jahre zu den molekularen Mechanismen des Gedächtnisses. In den letzten Jahren wechselte sie zur neuartigen Disziplin der epigenetischen Vererbung und wurde zu einer der Pionierinnen auf diesem Gebiet. Isabelle Mansuy ist für den Nobelpreis in Physiologie oder Medizin nominiert.

In unserer Ringvorlesung präsentierte sie ein »Mouse Modell« welches sie gemeinsam mit ihrem Team entwickelt und erforscht. Indem neugeborene Mäuse bereits kurz nach der Geburt unregelmäßig von ihren Muttertieren getrennt und so traumatisiert werden, konnte die Gruppe feststellen, dass sich nicht nur ihr Verhalten tiefgreifend veränderte (die traumatisierten Tiere neigten eher zu risikoorientiertem Verhalten, zeigten depressive Störungen und konnten Artgenossen schlechter wiedererkennen) sondern auch die Zusammensetzung ihres Blutes. Sobald sich diese Tiere fortpflanzten, zeigten auch die folgenden Generationen weiterhin Merkmale des Traumas. Das Forscherteam konnte diese überwältigenden Ergebnisse auch in Menschen nachweisen. Sie untersuchten Proben von über 100 Männern in Pakistan, die im jungen Alter durch Krieg, Gewalt und Verfolgung traumatische Erfahrungen machen mussten. Auch sie zeigten eine genetisch übertragbare veränderte Blutzusammensetzung. Welche Auswirkungen diese Erkenntnisse u.a. auf die psychotherapeutische Behandlung von Traumapatientinnen und -patienten haben könnte, ist noch nicht klar. Die Referentin plädiert jedoch für ganzheitliche Therapieansätze, die nicht nur Verhalten und Psyche zur Kenntnis nehmen, sondern auch körperliche Faktoren einbeziehen. Wir danken Prof. Dr. Isabelle Mansuy für diese exklusiven Einblicke in ihre spannende Forschung.

Die nächste Ringvorlesung findet am Donnerstag, den 18. November zum Thema »The contribution of peripheral epigenetic regulation to the understanding of brain (patho)physiological processes« statt. Die Anmeldung ist hier möglich.


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