Datum: 18.04.2024
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Prof. Dr. Heide Glaesmer referiert in Ringvorlesung zur Vorhersage suizidalen Verhaltens

Im Jahr 2019 starben in Deutschland knapp 9.000 Menschen durch Suizid (zum Vergleich: 2016 sind in Deutschland ca. 3.300 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen). Diese Zahlen führen fast unvermeidlich zur Frage, wie Suizide besser verhindert und wie Menschen mit Suizidgedanken noch wirkungsvoller erreicht werden können. In der Ringvorlesung am Donnerstag, den 22. April stellte die Referentin Prof. Dr. Heide Glaesmer (Stellvertretende Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Leipzig) zwei eigene Studien zum Thema »Suizidprävention« vor und leitete im Anschluss praktische Handlungsempfehlungen für klinische und außerklinische Interventionen ab.

Zusammenfassend zeigen ihre Forschungsergebnisse, dass eine Risikoeinschätzung suizidalen Verhaltens nicht sicher möglich ist. Wichtige Indikatoren für eine solche Einschätzung können vorangegangene stationär-psychiatrische Behandlungen, Suizidversuche, Suizidgedanken und besonders belastende Ereignisse im Leben eines Menschen sein. Doch auch eine gewissenhafte Bewertung dieser Faktoren erlaubt kein klares klinisches Urteil: Die wenigsten Menschen mit Suizidgedanken und bereits unternommenen Suizidversuchen, sterben durch Suizid. Und: Menschen, die durch einen Suizid sterben, verneinen oft noch kurz davor überhaupt Suizidgedanken gehabt zu haben.

Dennoch sind Therapeut*innen sowie andere Behandler*innen oder Berater*innen natürlich verpflichtet, eine Einschätzung vorzunehmen und ggf. Maßnahmen einzuleiten, um suizidale Handlungen zu verhindern. So können Fragen zu diesem Thema oft gefühlte gedankliche Einengungen bei Betroffenen auflösen und werden oftmals sogar als wirkungsvolle Intervention empfunden. Laut Prof. Dr. Heide Glaesmer ist die Zusammenarbeit mit dem Patienten oder der Patientin essentiell. Es sollte immer das Ziel sein, die Situation als kollaborativen Prozess gemeinsam zu lösen.

Fast 500 Teilnehmer*innen nahmen an der Veranstaltung sowie an der sich anschließenden Diskussion teil. Seit dem Sommersemester 2021 veranstaltet die MSH Medical School Hamburg die Ringvorlesungen gemeinsam mit den beiden Partnerhochschulen MSB Medical School Berlin und HMU Health and Medical University Potsdam. Unter dem Leitthema »Gesundheit und soziale Teilhabe« werden in jedem Semester aktuelle gesellschaftsrelevante Themen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven betrachtet und ausgewiesene und international renommierte Wissenschaftler*innen eingeladen. Die Anmeldung ist über die Homepages der drei Hochschulen möglich. Die Teilnahme ist kostenlos.


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