Sie sind hier:

Kolloquium der MSB

Jedes Semester lädt das Kolloquium der MSB Lehrende, wissenschaftliche Mitarbeiter und externe Referenten aus den verschiedenen Fachgebieten dazu ein, ihre neuesten Forschungsthemen und -projekte vorzustellen. Das Kolloquium bietet allen Studierenden, Mitarbeitenden und Interessierten die Chance, sich über aktuelle Fragestellungen zu informieren und auszutauschen

Veranstaltungen im Wintersemester 2022/23

14. November 2022 | 18.30 - 20:00 Uhr | Raum 1.03, Rüdesheimer Str. 50, 14197 Berlin oder Online (Sie bekommen einen Link zu einer MS-Teams Veranstaltung zugesandt)

„Ablehnung und Vorteile der audiovisuellen Vernehmung bei schwerwiegenden Straftaten“

Referent: EKHK Ingo Thiel (Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen)

Der Vortrag befasst sich mit der Ablehnung der Ermittler*innen gegen die Einführung der Pflicht zur „Audiovisuellen Vernehmung bei schwerwiegenden Straftaten“ zum 01.01.2020 in Deutschland. Darüber hinaus werden die dringende Notwendigkeit eines taktischen Konzeptes (Untersuchende Vernehmung) zur Erfüllung einer rechtlich einwandfreien aufgezeichneten Vernehmung, der Vergleich mit früheren Vernehmungen anhand des Mordfalles der Soko Mirco, und die daraus resultierenden Vorteile einer Audiovisuellen Vernehmung dargestellt.

EKHK Ingo Thiel trat 1979 in den Dienst der Polizei NRW ein und gewann als Kriminalkommissar zunächst Einblicke in die Arbeit verschiedener Dienststellen der Kriminalpolizei. Ab 1993 war er in der Mönchengladbacher Mordkommission tätig und führte zahlreiche Beschuldigtenvernehmungen durch. 1999 wurde er zum Leiter der Mordkommission ernannt und leitete 2010 die SOKO Mirco, die bundesweit für Aufsehen sorgte und sich mit dem Fall eines getöteten 10-jährigen Jungen befasste. Seit 2019 ist er im Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW für die Seminarleitung der Spezialfortbildung der Audiovisuellen Vernehmung bei Tötungsdelikten verantwortlich.

Bitte melden Sie sich für die jeweiligen Veranstaltungen an über das Formular auf der MSB Kolloquium Seite. Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist begrenzt.

 

12. Dezember 2022 | 18.00 - 19:30 Uhr | Raum 1.03, Rüdesheimer Str. 50, 14197 Berlin oder Online (Sie bekommen einen Link zu einer MS-Teams Veranstaltung zugesandt)

"Macht und Missbrauch: Über sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt im institutionellen Kontext"

Referent: Prof. Dr. Martin Rettenberger (Kriminologische Zentralstelle [KrimZ], Wiesbaden und Psychologisches Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz [JGU])

Im Jahre 2010 entstand eine intensive öffentliche Diskussion um Missbrauch und Misshandlung in katholischen Einrichtungen durch das Bekanntwerden sexueller Missbrauchstaten am Berliner Canisius-Kolleg, einer traditionellen und bis dato renommierten Bildungseinrichtung. Seither erschüttern regelmäßig weitere sog. „Missbrauchsskandale“ die katholische Kirche, wodurch der öffentliche Druck auf die Verantwortlichen bestehen bleibt, die Ursachen und Hintergründe zu analysieren und sich zu dringend notwendigen Reformen durchzuringen. Aber auch in anderen institutionellen Bereichen, wie beispielsweise in reformpädagogischen Einrichtungen, evangelischen Bildungseinrichtungen oder zuletzt im (leistungs-)sportlichen Bereich wurden und werden Häufungen sexualisierter Gewaltfälle berichtet. Darüber hinaus besteht eine weitere Parallele zwischen all diesen – hinsichtlich ihrer Historie, ihrer Ziele und Zwecke sowie ihrer Protagonisten/-innen so grundverschiedenen – Institutionen, dass im Falle von sexualisierter Gewalt die Täter/-innen häufig vergleichsweise lange mitunter schwerste Straftaten an einer Vielzahl von Opfern begehen konnten, ohne dass sie durch das System als Täter/-in identifiziert und so an der Begehung weiterer Delikte gehindert wurden. Ausgehend von eigenen Forschungsarbeiten werden in diesem Vortrag tatbegünstigende Merkmale und Faktoren vorgestellt und über Tätercharakteristika sowie viktimologische Erkenntnisse referiert. Ein Schwerpunkt bildet dabei die durch die Kriminologische Zentralstelle (KrimZ) durchgeführte „Regensburger Aufarbeitungsstudie“, in der die (sexualisierte) Gewalt bei den Regensburger Domspatzen, einer weiteren exponierten und traditionsreichen katholischen Bildungsinstitution, wissenschaftlich untersucht wurde. Abschließend wird auf Präventionsmöglichkeiten eingegangen sowie die Frage diskutiert, ob seit 2010 nennenswerte Veränderungen eingetreten sind, die Hoffnung für die Zukunft machen könnten.

Prof. Dr. Martin Rettenberger studierte Psychologie (Dipl.-Psych.) an der Universität Regensburg und an der Freien Universität Berlin sowie Kriminologie (M.A.) an der Universität Hamburg. Er promovierte über die Möglichkeiten und Grenzen kriminalprognostischer Instrumente für Sexualstraftäter an der damaligen Sektion Forensische Psychotherapie an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Ulm. Parallel war er als klinisch-gutachterlicher und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter (BEST) in Wien tätig. Anschließend arbeitete er am Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Zwischen 2013 und 2015 war er Juniorprofessor für Forensische Psychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Seit 2015 ist er Direktor der Kriminologischen Zentralstelle (KrimZ) in Wiesbaden, Professor am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und seit 2021 President Elect der International Association for the Treatment of Sexual Offenders (IATSO). Er wurde für seine wissenschaftliche und Lehrtätigkeit mehrfach ausgezeichnet, wird regelmäßig von Gerichten und Einrichtungen des Straf- und Maßregelvollzugs als Gutachter sowie von unterschiedlichen Medien als Experte für kriminologische und forensische Themen angefragt.

Bitte melden Sie sich für die jeweiligen Veranstaltungen an über das Formular auf der MSB Kolloquium Seite. Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist begrenzt.

 

16. Januar 2023 | 18.00 - 19:30 Uhr | Online (Sie bekommen einen Link zu einer MS-Teams Veranstaltung zugesandt)

"Qualität forensischer Prognosegutachten – Empirische Untersuchungen über die Bedeutung der Mindestanforderungen für Prognosegutachten und unterschiedlicher Ansätze der Prognosemethodik"

Referent: Maximilian Wertz (Abteilung für Forensische Psychiatrie, Ludwig-Maximilians-Universität München)

Kriminalprognostische Gutachten über Gewalt- und Sexualstraftäter*innen stehen zunehmend im öffentlichen und gesellschaftspolitischen Fokus und sehen sich auch in der Forschungsliteratur einer intensiveren Diskussion hinsichtlich ihrer Qualität ausgesetzt. Seit der Veröffentlichung von Mindestanforderungen für Prognosegutachten einer interdisziplinären Arbeitsgruppe im Jahr 2006 und deren Fortschreibung als Empfehlungen im Jahr 2019 liegen bislang nur wenige empirische Belege darüber vor, ob und in welcher Form diese auch in der Praxis umgesetzt werden. Im Rahmen eines iterativen Forschungsprojekts diverser empirischer Einzelstudien wurden über 900 Prognose- und Schuldfähigkeitsgutachten aus der Justizvollzugsanstalt Freiburg, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Abteilung für Forensischen Psychiatrie der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig- Maximilians-Universität München von 1999-2015 systematisch analysiert. Darauf aufbauend wurden Auskünfte über die gerichtlichen Verfahrensausgänge sowie die offiziellen Rückfalldaten der Proband*innen laut Bundeszentralregisterauszug (Stand Juni 2016) ausgewertet und in Kontext mit der Einhaltung der formulierten Mindestanforderungen, unterschiedlicher Ansätze der Prognosemethodik und dem Einsatz psychologischer Testverfahren bzw. Risikoinstrumente gesetzt. Es zeigte sich zusammenfassend eine zunehmende Umsetzung der Mindestanforderungen sowie Standardisierung in der gutachterlichen und richterlichen (kriminalprognostischen) Praxis. Die Ergebnisse sprechen einerseits für einen (Teil-)Erfolg, andererseits verdeutlichen sie weiteren Handlungsbedarf im Hinblick auf die Qualitätssicherung bei der Erstellung von Schuldfähigkeits- und Prognosegutachten.

Kurzbiographie Maximilian Wertz

  • nach den Studienabschlüssen in International Business Studies an der Universität Paderborn (B.Sc.) sowie Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (M.Sc.) Studium Klinische Psychologie (B.Sc. + M.Sc.) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bis 2016
  • anschließend Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Forensische Psychiatrie der Universität Regensburg von 2016 bis 2018
  • seit 2016 freiberufliche Tätigkeit als psychologischer Sachverständiger an der Abteilung für Forensische Psychiatrie des Uniklinikums München
  • seit 2016 in Weiterbildung zum Fachpsychologen für Rechtspsychologie der DGPS/BDP
  • seit 2017 Promovend an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie des Uniklinikums München

Bitte melden Sie sich für die jeweiligen Veranstaltungen an über das Formular auf der MSB Kolloquium Seite. Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist begrenzt.

Ihre Ansprechpartnerin